Machen wir uns nichts vor: Positives Denken ist nach wie vor in aller Munde. Es wird von manchen als Lösung bei Depressionen gehandelt, andere denken sich reich, schlank, schön oder in eine harmonische Partnerschaft.
Nach dem Denken kommt natürlich das Glauben. Das muss schon sein, sonst nützt vielleicht alles Denken nichts.
Warum ich glaube, dass Du Dich nicht so leicht reich denken kannst und das Gequatsche vom postiven Denken Illusion (und vielleicht damit oft auch reine Geldmacherei) ist, liest Du heute hier:
Jaja, die lieben Gedanken. Wie können sie einem das Leben doch schwer machen.
Spätestens seit „The Secret“ werden Gedanken kontrolliert und auf ausschließlich positive Dinge gerichtet, weil ja die Energie bekanntlich der Aufmerksamkeit folgt.
Schon Buddha wusste, dass wir morgen sind, was wir heute von uns gedacht haben.
Ist das tatsächlich so? Ich habe da berechtigte Zweifel.
Betrachten wir nämlich mal unser Leben auch aus neurowissenschaftlicher Sicht, dann erkennen wir, dass nicht unser Denken unser Leben bestimmt, sondern unsere Erfahrungen.
Erfahrungen sind etwas, das unser Gehirn, wie auch unser gesamtes System als ‚Wahrheit‘ abspeichert, da sie eben erfahren wurde. Man denke an die berühmte heisse Herdplatte, auf die wir vielleicht als Kind gefasst haben. Was für eine unangenehme Erfahrung.
Fakt ist: das, was mit der heißen Herplatte geschah haben wir uns auf allen Ebenen gemerkt. Und wenn wir uns nun dem Herd nähern, beschleicht uns sofort ein Gefühl der Vorsicht und die absolute Gewissheit, dass wenn das Ding heiss ist und ich drauf patsche, dann tut’s halt weh.
Jetzt ist die heisse Herdplatte nicht die einzige Erfahrung, die wir im Leben machen. Wir machen unzählige, jeden Tage und die meisten davon verschwinden sofort in den Untiefen unseres Unterbewusstseins, werden aber trotzdem abgespeichert. Im Kopf und auch – wie uns die Epigenetik lehrt – in unseren Zellen.
Das Gemeine an der Nummer ist, dass all die Erfahrungen, die wir machen unseren gesamtes Leben beeinflssen, weil sie uns beschützen wollen/sollen.
Is klar, oder? Heisse Herplatte -> Aua! -> wenn wieder heisse Herplatte -> wieder aua!
Was hier passiert? Erfahrungen provozieren Erwartungen. Ich erwarte Verbrennungen, wenn ich mich der Herplatte auch nur nähere, also lass ich doch lieber die Finger davon. Und das ist ja auch gut so!
Und jetzt ne kurze Zwischenfrage: Glaubst Du, positives Denken würde Dich davor bewahren, Dir die Finger zu verbrennen?
Erwartungen beeinflussen aber unsere Wahrnehmung. Sie legen sich wie ein Filter davor und beeinflussen das Schaffen unserer Realität.
Wir wissen, dass jeder Mensch sich seine Realität selber schafft. (Innerhalb seines eigenen Ereignishorizonts wohlgemerkt) Dieser Schaffensprozess wird von unseren Erwartungen gesteuert, die wiederum von unseren Erfahrungen provoziert werden. Schaffen wir also – und meist tun wir das ja unbewusst – unsere Realität basierend auf Erfahrungen und Erwartungen, wird daraus was? Genau, Realität und damit wieder eine Erfahrung, die dann wieder eine Erwartungs provoziert.
Jetzt stell Dir also mal bitte vor, Du hast Erfahrungen in Deinem Leben gesammelt, an die Du Dich bewusst nicht mehr erinnern kannst. Ablehnung, Mangel, all unsere beliebten Themen und Muster, die uns das Leben nicht unbedingt leichter machen, die aber trotzdem da sind und uns nach wie vor beeinflussen.
Nehmen wir Deinen letzten Kontoauszug: Vermutlich stand da nicht drauf, dass Du Millionär bist, oder?
Was ist das? Richtig: Eine Erfahrung! Was bedingt sie? Richtig: eine Erwartung. Nämlich die, auch beim nächsten Kontoauszug keine Millionen auf Deinem Konto zu finden. Und da kannst Du noch so viel positiv denken und Dich mit Tricks bescheißen, die Erharung sitzt, die Erwartung auch. Dein Unterbewusstsein lässt sich mit Taschenspielertricks nicht veräppeln. Keine Chance!
Trotzdem kannst Du Deinen Verstand nutzen, um Dich auf Schiene zu bringen.
Du kannst zum einen versuchen, Dich an positive Erfahrungen bewusst zu erinnern und das immer wieder, denn auch positive Erfahrungen schaffen die Grundlage für Erwartungen. Zum andern kannst Du selbst für positive Erfahrungen sorgen.
Das klappt zwar nicht mit dem Kontoauszug, aber z.B. mit Deinem Traumauto. Fahr es unbedingt Probe, denn damit schaffst Du tatsächlich die Erfahrung, dieses Auto gefahren zu haben. Du kennst das Gefühl, den Geruch, die Geräusche des Motors und Du weisst, genau, wie es ist, ihn zu fahren. Das kann jetzt auch Dein Unterbewusstsein nicht mehr weg diskutieren. Und Du hast auch gesehen, dass es möglich ist, solch ein Auto zu fahren. Und wenn Du das einmal weisst, fallen Dir möglicherweise auch Mittel und Wege ein, wie es damit klappen kann. Vielleicht wird es ein Gebrauchter, oder Du findest einen, der Dir noch besser passt, oder…oder…oder.
Solche Übungen gibt es für alle Lebenslagen und Situationen. Das Auto war nur ein Beispiel.
Wichtig ist, dass Du die Dinge in die Hand nimmst. Vom Denken allein ist noch niemand reich geworden oder hat sich eine/n TraumpartnerIn geangelt.
In diesem Sinne
4 Antworten zu “Die Illusion vom positiven Denken…”
Hi Stefan, schöner Artikel, sehr wahr! Denn viele, die solche Werke wie „Bestellungen beim …..“ etc. gelesen haben, denken, sie müssten -außer positiv zu denken (und einen Wunschzettel abzuschicken)- rein gar nichts dafür tun. Fehlanzeige. Das ist harte Arbeit. Lange bewährte (Erfahrungs-) Programme haben ihre neuronalen Verbindungen geschaffen, die erstmal „überschrieben“ werden müssen. Dein Beispiel mit den Erfahrungen (Auto fahren) ist super, denn dann kann mit dem inneren Bild und dem Wunsch auch das passende Gefühl verbunden werden, und dieses Gefühl dazu kann der Wegbereiter sein. Weil dann auch dem „Ego“ keine Einwände mehr einfallen 🙂
Hallo Corinna!
Danke für Deine lieben Worte. Wie Recht Du hast. Es gibt eben nichts Gutes, außer man tut es. Schön, dass ich Dich erreicht hab…
VLG
Vielleicht reicht Denken halt nun wirklich nicht aus und in die Hand nehmen nach altem Familienmuster auch nicht_ kannst eben mit den dir zur Verfügung stehenden (altgewohnten)Mitteln nichts anderes bewirken als das, was schon immer war (haben wir schon immer so gemacht) – Fantasiebegabte und Spirituelle leben einfach anders – it`s a long way to…….
die Realität, die wir be“greifen“ und ver“stehen“ können oder bessesr wollen, ist – dem Universum sei`s gedankt – begrenzt.
Danke, liebe Gundi, für Deinen Kommentar.
Mir gefällt Dein Ansatz, dass mit althergebrachten Mitteln eben nur das erreicht werden kann, was schon immer war.
Das seh ich ziemlich ähnlich. 🙂
LG